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Alles schön transparent: Die nachhaltige Lieferkette in der Praxis.

Aktualisiert: 16. Juni 2023



Einleitung


Nachhaltigkeit beeinflusst

Geschäftsbeziehungen


Wussten Sie, dass die AOK mittlerweile bei der Ausschreibung von Arzneimittelrabattverträgen von Pharmaherstellern und deren Zulieferern die strenge Einhaltung von Umwelt- und Arbeitsschutzstandards fordert? Wer sie nicht gewährleistet, riskiert Sanktionen. Deutsche Pharmaunternehmen arbeiten deshalb intensiv daran, ihr Lieferkettenmanagement zu optimieren (siehe etwa die Pharmaceutical Supply Chain-Initiative für Transparenz und Rückverfolgbarkeit in der Lieferkette).


Doch in die eigene Lieferkette schauen, ist gar nicht mal so einfach. Allein die Daten zur Herkunft von Rohstoffen – egal ob sie abgebaut, recycelt oder erneuerbar sind – sind möglicherweise nicht ohne Weiteres verfügbar. Zudem haben die meisten Unternehmen gerade mal Einblick in die Strukturen ihrer direkten Zulieferer. Und könnten Sie aus dem Stehgreif sagen, welche Umweltschäden Ihre eigene Lieferkette anrichtet? Um es kurz zu machen:


Die Zeiten sind vorbei,

wo das Wissen über die Lieferfähigkeit

eines Lieferanten ausreicht.

Lesen Sie folgend:

  • Was bedeuten "nachhaltige Lieferketten"?

  • Welche gesetzlichen Forderungen gibt es heute nach nachhaltigen Lieferketten?

  • Was sind die größten Fallstricke beim "Durchleuchten" von Lieferketten?

  • Wie können Sie Ihre Lieferkette digital transparenter machen?


Entscheidende Lieferketten


Mittlerweile herrscht Common Sense darüber, dass ein großer Teil aller ethischen Risiken sowie der Steuerung des CO2-Fußabdrucks eines Unternehmens in der eigenen Lieferkette liegen. So verursacht die Lieferkette weitaus größere soziale und ökologische Kosten als die eigenen Aktivitäten eines Unternehmens. Gleichzeitig ist die Lieferkette für mehr als 80 % der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Da wurde es Zeit, aus einer konventionellen Lieferkette eine nachhaltige zu machen. Doch was bedeutet das eigentlich?


Eine nachhaltige Lieferkette zu schaffen meint, unter Einhaltung von Menschenrechten und Regeln zum Umweltschutz zu arbeiten und einen langfristigen, wirtschaftlichen Nutzen für alle beteiligten Parteien zu schaffen. Und das klingt genauso einfach, wie komplex die praktische Umsetzung ist.


Kritische Lieferketten


Der Begriff „nachhaltige Lieferkette“ hat in den vergangenen Jahren verstärkt auch seinen Weg in die Führungsetagen deutscher Unternehmen gefunden. Hier benötigte man natürlich standardisierte Compliance-Ziele und Nachhaltigkeits-Benchmarks. Der United Nations Global Compact ist hier einer der bekanntesten. In diesem wurden zehn Kriterien für die Messung der Nachhaltigkeit von Lieferketten formuliert. Die Bereiche umfassen Umweltverantwortung, Arbeitsnormen, Menschenrechte sowie Korruption und richten sich verbindlich an Unternehmen. Auch in ESG-Berichten finden die Ziele des UN Global Compacts mehr und mehr Anwendung.


Im Rahmen des europäischen Green Deals sollen nachhaltige Produkte zur Norm werden. Das zunächst in Deutschland startende Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), das zunächst nur für Unternehmen mit über 3,000 Mitarbeitenden gilt, und im Januar 2023 in Kraft tritt, nimmt die Sache mit der „Normung von nachhaltigen Produkten“ sehr ernst.


So verpflichtet das Lieferkettengesetz Unternehmen zur Offenlegung und Transparenz, wo sie welche Materialien und Rohstoffe beziehen und unter welchen Bedingungen diese hergestellt worden sind. Im Detail:


  • Unternehmen müssen gemeinsam mit ihren direkten und indirekten Lieferanten sowie Subunternehmern sicherstellen, dass in ihrer kompletten Lieferkette passende Maßnahmen zur Einhaltung des Gesetzes ergriffen und diese für Berichte auch entsprechend dokumentiert werden.

  • Diese interne Dokumentation zur Einhaltung der Sorgfaltspflicht ist öffentlich bekannt zu geben.

  • Zudem müssen die ergriffenen Maßnahmen und eventuelle Verstöße jährlich an das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gemeldet werden


Weitere Gesetze werden folgen, und alles läuft auf einen brisanten Punkt hinaus: wenn ich eine nachhaltige Lieferkette gestalten will, wie bekomme ich den passenden Einblick in meine Lieferkette?


Undurchsichtige Lieferketten


Wo und wie kontrollieren Sie die Arbeitsbedingungen? Wie sehr beachtet Ihr Zulieferer in Pakistan Umweltschutz-Belange? Was wissen Sie über Ihre Lieferanten, Dienstleister und Subunternehmer?


Um es direkt vorwegzunehmen: Initiativen, Direktiven und Gesetzen rund um die Förderung und Forderung nachhaltiger Lieferketten geht es mitnichten darum, Fabriken zu schließen. Es geht im Kern darum, dass Unternehmen in die Pflicht gebracht werden, proaktiv in ihre Lieferkettenstrukturen zu schauen und bei Feststellung von Missverhältnissen die Situation und Bedingungen zu verbessern versuchen. Das heißt konkret:


Von der Rohstoffbeschaffung über die Logistik bis hin zu Produktrückläufen und Recyclingprozessen müssen Unternehmen alle Herstellungs- und Produktionsbedingungen dokumentieren, speichern und ihren Stakeholdergruppen zugänglich machen. 
Erfasst wird dabei nicht nur das Handeln im eigenen Geschäftsbereich des Unternehmens, sondern auch das Handeln unmittelbarer und mittelbarer Zulieferer!

Doch während die meisten Unternehmen ihre Top-Tier-Lieferanten bestens im Blick haben, beklagen sie auf der anderen Seite nach wie vor einen stark eingeschränkten Ein- und Durchblick auf die unteren Ebenen ihrer Lieferketten. Sie wissen schlichtweg nicht, mit wem sie Geschäfte machen! Geschweige denn, welche Voraussetzungen und Arbeitsbedingungen vor Ort herrschen.


Und allein die Daten zur Herkunft von Rohstoffen – egal ob sie abgebaut, recycelt oder erneuerbar sind – sind häufig nicht ohne Weiteres verfügbar.


„Unsere Spinnerei ist die absolute Blackbox!“ Stefan Niethammer, Geschäftsführer vom Textilunternehmen " 3Freunde"

Die Transparenz der kompletten Lieferkette sowie insbesondere hier ihrer unteren Ebenen, ist bei der Transformation einer konventionellen in eine nachhaltige Lieferkette von entscheidender Bedeutung. Doch was heißt „Transparenz schaffen“ für Unternehmen in der konkreten Umsetzung?


Wege zur Transparenz: Digitales Risikomanagement


Für eine kontinuierliche, sichere und schnelle Überwachung von Partnern und Zulieferern braucht es eine entsprechende digitale Infrastruktur.

Für eine kontinuierliche, sichere und schnelle Überwachung von Partnern und Zulieferern sollten Daten in Echtzeit erfasst und so Risiken schnell erkannt werden. Die Digitalisierung ist hier unausweichlicher Helfer und traditionelle Instrumente wie Tabellenkalkulationen gehören der Vergangenheit an.


Big-Data-Management, künstliche Intelligenz (KI) sowie Sicherheitswerkzeuge wie Blockchain und RFID-Sensoren sorgen für einen nachhaltigen Modernisierungsschub in Sachen Transparenz und Kontrolle in Lieferketten. So ist z. B. eine detaillierte Kartierung der Unterebenen ihrer Lieferketten und deren digitale Verbindung angeraten, gerade bei der Erfassung von Informationen bei Produkten, die mehrere mehrstufige Lieferketten umfassen, sind persönliche Risiko-Audits angeraten.



Meinen Tier-5-Supplier schaue ich mir

mit eigenen Augen an.


Allerdings sind Technologien, Frameworks und Standards immer nur eine sozusagen gespiegelt Seite der Medaille. Mit eigenen Augen etwas zu sehen, eröffnet häufig einen ganz neuen Hintergrund. Daher empfiehlt sich durchaus eine Reise zu einem Partner gerade auf den tieferen Ebenen der Lieferkette. Es ist erhellend und erlaubt Ableitungen, auf die man am Konferenztisch in Frankfurt am Main wahrscheinlich nicht gekommen wäre.


Quellennachweise und zum Weiterlesen (Stand Februar 2023)


Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG)


Hembach, Holger (2022): Praxisleitfaden Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) (CB - Compliance Berater Schriftenreihe). Fachmedien Recht und Wirtschaft in Deutscher Fachverlag GmbH; 1. Auflage.


Jürgens, Max / Harings, Lothar (2022): Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz: Umsetzung und Auswirkungen des LkSG in der Praxis. Reguvis Fachmedien; 1. Edition.


Grabosch, Robert (Hrsg.) (2021): Das neue Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz. Nomos; 1. Edition.


Falder, Roland / Frank-Fahle, Constantin / Poleacov, Peter (2022): Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz: Ein Überblick für Praktiker

Springer Gabler; 1. Aufl. 2022 Edition (7. Mai 2022)


BMAS Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz


CSR in Deutschland - Das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz


Deutscher Bundestag verabschiedet Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz


Deloitte: Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz in der Praxis


Bayerischer Rundfunk: EU-Länder einigen sich grundsätzlich auf Lieferkettengesetz


Die Initiative Lieferkettengesetz: https://lieferkettengesetz.de


Absatzwirtschaft: Nachhaltigkeit in der Lieferkette: Zeit für Gerechtigkeit


Kreislaufwirtschaft


Rau, Thomas / Oberhuber, Sabine (2021): Material Matters: Wie eine neu gedachte Circular Economy uns zukunftsfähig macht | Die Antwort auf die Klimakrise ist die Kreislaufwirtschaft. Econ; 1. Edition


Münger, Alfred (2021): Kreislaufwirtschaft als Strategie der Zukunft: Nachhaltige Geschäftsmodelle entwickeln und umsetzen. Haufe; 1. Auflage


Beckmann, Martin (2022): Kreislaufwirtschaftsgesetz: Kreislaufwirtschafts- und Abfallgesetz mit Verordnungen, Abfallverbringungsrecht. beck im dtv; 23. Edition


Europäisches Parlament: Recht auf Reparatur: Für Produkte, die langlebiger und reparierbar sind


VDI: Zirkuläre Wertschöpfung. Werkstoffliches und chemisches Recycling von Kunststoffabfällen


Europäisches Parlament Ökodesign-Richtlinie: Steigerung der Energieeffizienz und Recyclingfähigkeit



Europäische Kommission: Circular economy action plan (CEAP): https://environment.ec.europa.eu/strategy/circular-economy-action-plan_en


Europäische Kommission zum neuen Aktionsplan der Kreislaufwirtschaft: https://ec.europa.eu/commission/presscorner/detail/de/ip_20_420


Recyclingnews: EU-Kommission will nachhaltige Produkte zur Norm machen


EUR Lex (Zugang zu den Originaltexten) A new Circular Economy Action Plan:


Umweltbundesamt: Abfall- und Kreislaufwirtschaft


NABU: Kreislaufwirtschaft:


Koalitionsvertrag ZWISCHEN SPD, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN UND FDP: MEHR FORTSCHRITT WAGEN. BÜNDNIS FÜR FREIHEIT, GERECHTIGKEIT UND NACHHALTIGKEIT:


United Nations Global Compact: https://www.unglobalcompact.org/library/205


United Nations Global Compact: Nachhaltigkeit in der Lieferkette:



Europäer Green Deal


BMUV Den ökologischen Wandel gestalten. Integriertes Umweltprogramm 2030.


brand eins Sonderausgabe Der neue grüne Deal Dezember 2020


Europäisches Parlament Ökodesign-Richtlinie: Steigerung der Energieeffizienz und Recyclingfähigkeit


Europäische Kommission: Der Grüne Deal


Bundeszentrale für politische Bildung: The European Green Deal:


DIHK: Worum geht es beim Green Deal?


Ökodesign-Richtlinie


EUR Lex (Originaltexte): On making sustainable products the norm


Umweltbundesamt: Ökodesign-Richtlinie


Süddeutsche Zeitung, 28. März 2022: Wie die EU Produkte ökologischer macht


Europäisches Parlament Ökodesign-Richtlinie: Steigerung der Energieeffizienz und Recyclingfähigkeit


Sustainable Development Goals (SDG)


BMZ: Die globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung


IHK: Die UN Nachhaltigkeitsziele (SDGs) als Maßstab für verantwortungsvolles Unternehmertum


United Nations Global Compact: https://www.unglobalcompact.org


Recycling


BMUV: Kreislaufwirtschaftsgesetz


BMBF (Plastik): WErtschöpfungsketten gestalten



Stiftung zentrale Stelle Verpackungsregister: Mindeststandard recyclinggerechtes Design: https://www.verpackungsregister.org/stiftung-behoerde/mindeststandard-21/grundlegende-informationen


Europäisches Parlament: Recht auf Reparatur: Für Produkte, die langlebiger und reparierbar sind


VDI Zentrum Ressourceneffizienz: https://www.ressource-deutschland.de


Recyclingnews: EU-Kommission will nachhaltige Produkte zur Norm machen


Europäisches Parlament Ökodesign-Richtlinie: Steigerung der Energieeffizienz und Recyclingfähigkeit

ESG & Nachhaltigkeitsberichterstattung


Rat der Europäischen Union: Neue Vorschriften für die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen: vorläufige politische Einigung zwischen Rat und Europäischem Parlament


Regularien zum Greenwashing


BMUV Den ökologischen Wandel gestalten. Integriertes Umweltprogramm 2030.


Europäische Kommision: Unfair commercial practices directive


Europäische Kommision: Kreislaufwirtschaft: Kommission schlägt neue Verbraucherrechte vor und will Greenwashing verbieten


NKS / Bundesministerium für Bildung und Forschung: EU legt Vorschläge für nachhaltige Produkte vor


Digitaler Produktpass (DPP)

Digtler Produkpass

Europäisches Parlament Ökodesign-Richtlinie: Steigerung der Energieeffizienz und Recyclingfähigkeit


BMUV Der BMU Design-Sprint zum Digitalen Produktpass für die Elektromobilität


Umweltbundesamt Förderung des nachhaltigen Konsums durch digitale

Produktinformationen: Bestandsaufnahme und Handlungsempfehlungen


BDI Der „Digitale Produktpass“ auf dem Prüfstand


Recyclingnews: EU-Kommission will nachhaltige Produkte zur Norm machen


DKE Digitaler Produktpass: Förderung der Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft durch standardisierte Daten


Europäische Kommission: Circular economy action plan (CEAP): https://environment.ec.europa.eu/strategy/circular-economy-action-plan_en


NCF

NF



How NFC can help your business become more sustainable. Download des Whitepapers.


Apple includes NFC in MagSafe accessories for new iPhones


Blockchain


Schneider, Nathan (2022): Proof of Stake: The Making of Ethereum and the Philosophy of Blockchains Seven Stories Press



Sandner, Philipp / Tumasjan, Andranik / Welpe, Isabell (2020): Die Zukunft ist dezentral: Wie die Blockchain Unternehmen und den Finanzsektor auf den Kopf stellen wird. BoD – Books on Demand; 1. Edition








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